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Visuelle Mindmaps leicht erstellt

Bei komplexen Projekten ist das Mindmapping eine hilfreiche Methode. Denn kreative Gedanken und Ideen lassen sich damit visuell übersichtlich strukturieren und ordnen. Mit der praktischen App Popplet gelingt dies schnell.

Andrea Birkhofer Wer hat nicht schon versucht, seine kreativen Gedanken und Ideengänge auf einen Blick zu erschliessen. Gerade bei anspruchsvollen Projekten mit vielen Details und Anforderungen läuft man gerne Gefahr, sich komplett zu vertun. Da hilft es, eine Gedankenlandkarte zu erstellen. Eine Mindmap ist nicht nur für Manager ein nützliches Werkzeug. Auch für Kreative ist das Prinzip der Assoziationen hilfreich. Wer regelmäs-sig damit arbeitet, kann effizient und produktiv ans Ziel gelangen.

Für den Computer gibt es bereits eine Fülle professioneller Mindmapping-Software. Doch auch für das Tablet gibt es zahlreiche Apps für den gleichen Zweck. Momentan habe ich im App-Store über 70 Mindmap-Apps gefunden! Die meisten beinhalten die klassischen Funktionen, um mit Linien, Schlüsselbegriffen, Farben und grafischen Elementen ein Mindmap zu erzeugen. Bei einigen Apps können einzelne Bereiche zusätzlich mit Weblinks, Bildern oder Videos unterstützt werden. Und natürlich dürfen wichtige Exportformate wie JPG, PNG und PDF, aber auch Sharingmöglichkeiten mit anderen Benutzern nicht fehlen. Aufgefallen ist mir jedoch die oft lieblos und karg gestaltete Benutzeroberfläche. Irgendwie ist den Entwicklern der Anspruch an guter Gestaltung abhandengekommen. Was ebenfalls Stirnrunzeln verursacht, sind die Preise für die kostenpflichtigen Apps in diesem Segment. Die aktuellen Kaufpreise dafür grenzen an Abzockerei. Da kann die Lust und Freude am Ausprobieren von Mindmapping schnell vergehen.

Mindmapping mit Spassfaktor

Ich selbst habe die Methode des Mindmapping schon öfters angewandt. Seit letztem Jahr mehr denn je – dank der App Popplet: eine einfache, attraktiv gestaltete und beliebte App. Sie ist ideal für kreative Einsteiger, Lehrer und Studenten, welche auf einfache Weise schnell ein visuelles Mindmap ohne komplexe Strukturtiefe darstellen wollen. Zwar bietet Popplet nicht die Menge an Funktionen wie Profi-Anwendungen, dafür sorgt sie für viel Spass und ist einfach zu bedienen.

Gestartet wird mit dem Erstellen eines Popplets. Anschliessend beginnt man auf der freien Arbeitsoberfläche über Doppeltipp mit dem Zeigfinger kleine Kästchenpopplets zu erzeugen. Diese können Text, Bilder oder eine direkt darin erstellte Skizze enthalten. Die Grösse, die Rahmenfarbe und der Inhalt der Kästchen lassen sich über die selbsterklärenden Icons und Pop-up-Menüs jederzeit ändern.

Die einzelnen Kästchen können nun miteinander verknüpft oder wieder gelöst werden. Leider unterscheidet Popplet keine verschiedenen Linienebenen und Linienfarben. Was die Funktionalität einschränkt, dafür schneller zu einem Ergebnis führt. Jedes Kästchen kann frei verschoben und neu angeordnet werden. Die Verknüpfungslinien laufen dabei immer mit. So kann man endlos Kästchen für Kästchen erzeugen, diese füllen und entsprechend anordnen. Es ist auch möglich, mehrere Kästchen mit Zweifingertipp auszuwählen und gleichzeitig zu verschieben oder zu kopieren. Platz hat es genug, denn mit der Daumen- und Zeigfingergeste kann die Arbeitsoberfläche verkleinert oder vergrössert werden. Ausserdem kann mit dem Zeigfinger der Arbeitsbereich beliebig verschoben werden.

Vom Web aufs Tablet

Seit einiger Zeit bietet Popplet die gleiche Anwendung – mit zusätzlichen Funktionen – auch über die Website popplet.com an. So hat man die Möglichkeit, auf dem Computer erstellte Popplets mit der Tablet-App zu synchronisieren. In diese Richtung funktioniert das sehr gut, andersrum ist die Synchronisierung leider (noch) nicht möglich.

Die fertige Mindmap kann entweder als JPEG-Datei in die App Fotos exportiert oder per E-Mail als PDF oder JPEG-Datei an einen beliebigen Empfänger gesandt werden. Die exportierte JPEG-Datei entspricht genau der aktuellen Ansicht auf dem Tablet, was sich je nach Kästchenanzahl auf der Bilddatei als völlig unlesbar auswirkt. Daher empfehle ich, grundsätzlich den PDF-Export zu benutzen.

Zum Hineinschnuppern gibt es die App Popplet Lite kostenlos. Mit ihr kann man lediglich ein einziges Popplet erstellen, erhält aber die gleichen Funktionen wie in der Vollversion. Die kostet stolze fünf Franken und ist im Vergleich zu ähnlichen Apps schon sehr teuer. Doch die besondere Gestaltung der Benutzeroberfläche und die eingängige Bedienung sind es wert.

Sollte diese App in der Beliebtheitsskala noch steigen, sind die Entwickler hoffentlich auch bereit, einige nötige Optimierungen vorzunehmen. Für dieses Vorhaben gäbe es ja zum Thema Projektplanung Apps in Hülle und Fülle.

App Infos

Popplet lite

Store-Infos: kostenlos,iPhone/iPad, Englisch

Popplet

Store-Infos: CHF 5.–,iPhone/iPad, Englisch

Die Autorin

Andrea Birkhofer ist Visuelle Gestalterin HfG und unterrichtet im Bereich Desktop- und Digital Publishing an der Migros Klubschule. Sie führt in Zürich ihr eigenes Atelier für Visuelle Gestaltung mit Schwerpunkt Typografie und Illustration. ​www.andreabirkhofer.ch